Der Vorstand des neu gewählten Grünen-Ortsverbandes nebst Landtagsabgeordneter Verena Osgyan (li.): André Thomas, Christoph Leikam und Felix Erbe (v. l.). © Foto: Harry Rödel

Gründungsversammlung

Hilpoltstein, 14.10.16 – Wir sind nicht auf Radikalkonfrontation aus

In Hilpoltstein hat sich Grünen-Ortsverband gegründet, um „gutes politisches Klima zu erhalten“

In Hilpoltstein werden die Grünen offensichtlich (noch) nicht so recht wahrgenommen. Als Felix Erbe im Café Grimm Plätze für die Gründungsversammlung eines Ortsverbandes reservieren wollte, hieß es lapidar, dass dafür wohl ein Tisch reichen werde. Ganz so spärlich war die Besetzung dann doch nicht. Immerhin fanden sich zehn Frauen und Männer im Nebenzimmer ein. Fünf davon gehören dem neuen Ortsverband an, drei davon dem Vorstand.

Die Atmosphäre in der Gründungsversammlung ist angenehm entspannt. Zwar geben sich die Hilpoltsteiner Grünen kämpferisch und selbstbewusst, Missionierungsbestrebungen aber sind ihnen fremd. „Wir sind nicht auf Radikalkonfrontation aus“, meint Christoph Leikam aus dem Kreisvorstand von Bündnis 90/Die Grünen, der den Hilpoltsteiner Grünen künftig als 1. Sprecher vorsteht.

„Wir gründen uns auch nicht gegen jemanden. Unser Ziel ist das gute politische Klima in Hilpoltstein zu erhalten“, sagt er und gibt gleich Antwort auf die Frage, warum sich überhaupt ein Grünen-Ortsverband gründet. „Es war einfach an der Zeit. So haben wir bis 2020 Zeit, uns zu etablieren.“

2020 sind die nächsten Kommunalwahlen und dabei sehen die Hilpoltsteiner Grünen durchaus Chancen, den Sprung in den Stadtrat zu schaffen. Das Potenzial für grüne Politik sei da, betonen Leikam und Erbe.

Letzterer kann schon auf zwei Jahre kommunalpolitische Erfahrung zurückgreifen: Als Stadtrat sitzt Erbe für die SPD im Hilpoltsteiner Rathaus; als Kreisrat für die Grünen im Rother Kreistag. Würden die Grünen 2020 eine eigene Liste aufstellen, wäre er für die Sozialdemokraten verloren. „Kein Problem, das war vorher so abgesprochen“, erklärt er.

Die Zielsetzung der Grünen ist „eindeutig Ökologie“, sagt Leikam. „Bei unseren Entscheidungen berücksichtigen wir immer Mensch und Natur. Deswegen müsse man sich in Hilpoltstein beispielsweise die Frage stellen, „ob wir mehr Wohn- und Gewerbegebiete brauchen“. Leikam: „Stadtentwicklung ist für die Grünen mehr als quantitatives Wachstum.“

Kein Parteizwang

In puncto Verkehrspolitik stünde für die Grünen die Vernetzung von Verkehrsmitteln und der Ausbau von Radwegen und des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) im Mittelpunkt. Zudem gelte es, die Landwirte zu stärken, „denn wir brauchen Bauern, um unsere Kulturlandschaft zu erhalten“.

Um bei den Grünen mitdiskutieren zu wollen, müsse man nicht zwangsläufig Mitglied sein oder werden, meint Felix Erbe. Es gehe darum, Mitstreiter zu finden, ohne diese gleich für den Ortsverband rekrutieren zu wollen. Der Grünen-Vorstand wurde übrigens in geheimer Wahl gewählt.

Von fünf wahlberechtigten Mitgliedern stimmten – bei je einer Enthaltung – vier für Leikam als 1. Sprecher und für André Thomas als dessen Stellvertreter. Zur Kassiererin wurde – in Abwesenheit – Eva Leikam gewählt. Links zum Thema  Weitere Meldungen aus Hilpoltstein und Umgebung Nach rund einer Stunde stand der Hilpoltsteiner Grünen-Ortsverband – der erste im südlichen Landkreis Roth. Im Norden sind die Grünen mit Ortsverbänden in Roth, Georgensgmünd, Wendelstein, Büchenbach-Rednitzhembach und Schwanstetten vertreten. 65 Mitglieder, so Felix Erbe, zähle der Kreisverband. Zehn dieser Mitglieder sitzen im Rother Kreistag. Der Ritterschlag als Ortsverband kommt schließlich aus der „großen“ Politik. Die Grünen-Landtagsabgeordnete Verena Osgyan beglückwünscht ihre Hilpoltsteiner Parteifreunde zu deren Entscheidung — nicht zuletzt weil Hilpoltstein „eine wahnsinnig interessante Stadt ist“.

von Harry Rödel

Erschienen in der Hilpoltsteiner Zeitung vom 14.10.16

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