Mobilität im ländlichen Raum

Alternativen zum (Zweit-)Auto – auch im ländlicheren Raum?

Welche Möglichkeiten von Mobilität können wir uns auch für dünner besiedelte, ländliche Gebiete vorstellen? Welche Pilotprojekte oder sogar gut ausgebauten Konzepte gibt es dazu? Lassen sich diese auch auf unsere Region übertragen?

Diesen Fragen ging am Mittwoch der grüne Landtagsabgeordnete Markus Büchler nach, der auf Einladung des Ortsverbandes Hilpoltstein zur jährlich stattfindenden „Grünen Ideenfabrik“ ins Gemeindezentrum Weinsfeld kam.

An der prinzipiellen Bereitschaft der Bevölkerung, auf „Öffis“ umzusteigen, mangelt es übrigens keineswegs – wenn ein attraktives Angebot vorhanden ist. Dazu bedarf es jedoch einer Umschichtung von Geldern auf allen politischen Ebenen ebenso wie kreativer Lösungsansätze.

Nach wie vor investiert der Bund ein Vielfaches in den Straßenbau im Vergleich zur Schiene. Beim Straßenbau legt die bayerische Staatsregierung sogar noch bereitwillig Geld oben drauf, wozu sie im Schienenausbau kaum bereit ist – von Radwegen ganz zu schweigen. Hier muss sich dringend etwas ändern.

Und was tun mit dem Geld? Markus Büchler erzählt von einem echten Erfolgsmodell im dünn besiedelten Vorarlberg. Dort wurde in Regionen, in denen außer morgens und nachmittags je einem Schulbus keinerlei öffentliche Verkehrsmittel mehr fuhren (solche kennen wir ja auch in nächster Umgebung von Hilpoltstein) ein mindestens halbstündiger Bustakt eingeführt, der von Einheimischen wie von Touristen prompt und die Erwartungen weit übertreffend häufig angenommen wurde.

Auch ein einheitlicher Verbund hilft, öffentlichen Verkehr deutlich attraktiver zu gestalten – hier können andere deutsche Bundesländer wie NRW und Hessen als Vorbilder dienen. Eine Strecke muss über eine einzige Fahrkarte buchbar sein, egal, wie viele Landkreise sie durchläuft, idealerweise über eine App, die einem gleich noch in Echtzeit den Standort des Busses anzeigt.

Für die stark steigende Zahl teurer und technisch empfindlicher e-bikes sind möglichst kurzfristig auch Fahrradgaragen an Knotenpunkten erforderlich, will man diejenigen fördern, die sportliche Betätigung direkt in den Alltag integrieren und mit dem Fahrrad zum Bahnhof, zu Freizeit und Arbeit fahren.

Was wir schon haben? Tatsächlich sind wir bei Rufbussen bzw. Anrufsammeltaxen nicht schlecht aufgestellt – wenn die Gredl nicht mehr fährt, kann man sich für zusätzliche 3,70 € nach 90-minütiger Voranmeldung z.B. vom Bahnhof Roth vor die eigene Haustür fahren lassen. Das ist wesentlich attraktiver als die Taktung der Gredl selbst.

Und eine kostenfreie Möglichkeit vom Allersberger Bahnhof nach Hause zu kommen gibt es auch: dort gibt es seit kurzem ein „Mitfahrbankerl“ von dem aus man hoffentlich von einem/r freundlichen Mitbürger*in mit heimgenommen wird. Leider fehlt es hier noch an der effizienten Bewerbung, um die bestehenden Angebote bei den Bürger*innen besser zu etablieren.

Begegnungszonen in Ortskernen, Car-sharing-Angebote, Expressbuslinien… es gibt noch viele weitere Ideen und Konzepte, setzen wir sie nach Bedarf auch für Hilpoltstein um.

Im Anschluss an den sehr informativen Vortrag stellten sich die anwesenden Kandidaten und Kandidatinnen von Bündnis 90 / DIE GRÜNEN für die Stadtratswahl im kommenden Frühjahr vor.

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